Volkmar Käppl: Alte Meister reloaded
Ausstellung „Dialog mit alten Meistern“
St. Peter an der Sperr, Johannes-von-Nepomuk-Platz, 2700 Wiener Neustadt
Donnerstag, 27. März 2008 bis Sonntag, 27. April 2008
Öffnungszeiten: Täglich 10 – 18 Uhr
„Bitte Abstand halten!“ „Berühren strengstens untersagt!“ „Bei Überschreiten der Linie Alarm!“ Legionen von Museumsbesuchern erstarren für einige Augenblicke respektvoll. Berühmt die Namen, unermesslich der Wert, beachtlich die Maltechnik. Für viele ein Mythos. Für manche ein alter Schinken. Für die meisten entrückt – zeitlich und inhaltlich Jahrhunderte entfernt.
Nicht so für Kurt Welther, Absolvent der Meisterklasse Anton Lehmden der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Leidenschaftlich besuchte er in seiner Studienzeit das Kunsthistorische Museum in Wien. Aber auch heimlich – Kunsthistorisches war damals weder bei seinen Studienkollegen noch bei den meisten Akademieprofessoren „in“.
Mittlerweile weltweit hat Welther alte Meister aufgesucht, 1980 zum Beispiel in Madrid zwei Wochen hindurch jeden Tag im Prado verbracht. „Leider nur zu den Öffnungszeiten“, bedauert Welther. Am liebsten hätte er – mit den Bildern allein – auch die Nächte dort genossen.
Verinnerlicht hat er viele alte Meister, geistig eingesogen. „Wo ich begeistert war, konnte ich mich stundenlang in die Bilder vertiefen, ich habe sie – intensiv – gesehen“, bekennt Welther. Und wenn er die Augen schließt, kann er sie „wie in einem Film“ vorbeiziehen lassen.
Ein Spielplatz zum Austoben für den Maler Kurt Welther hat sich damit eröffnet. Die Klarheit der Strukturen und die Ausgewogenheit der Kompositionen der alten Meister erlauben es dem Künstler, die Bildelemente der alten Meisterwerke auf seine Weise zu gestalten. Nicht um eine Kopie geht es, sondern um die Neuinterpretation einer bewährten Szenerie durch ihre Transformation in die Neuzeit, um das persönliche Up-Date.
Wer kann schon in dieser Art mit einem Rubens oder einem Tintoretto umgehen? Nicht einmal der Museumsdirektor, schon gar nicht der Restaurator. Wer kann sich schon einen Tizian an die Wand hängen? Kaum jemand. Einen Welther nach Tizian? Schon eher. Und der enthält noch sehr viel Aura von Tizian – the Spirit of Tizian sozusagen.
Über 50 Bilder nach alten Meistern hat Welther in den letzten 25 Jahren geschaffen. Aus Lust. Quer durch die Kunstgeschichte. Nach El Greco, Goya, Botticelli, Tizian, Tintoretto, Caravaggio, Rubens, Waldmüller, Gauermann, Romako und Klimt beispielsweise.
Und worum geht es? Obwohl die Inhalte für Welther nicht im Vordergrund stehen: Wie bei den alten Meistern geht es um Lust und Gewalt, um sex and crime. Aber natürlich geht es auch um Sinnlichkeit und Atmosphäre. So wird bei Welther z.B. das „Venusfest“ von Tizian zur Stimmung und die „Allegorie der Musik“ von Filippino Lippi zum Traum. „Susanna und die Alten“ von Tintoretto und „Das Bacchanal der Andrier“ von Tizian, von Welther zu Susanna bzw. zum Fest umgestaltet, bleiben ganz beim alten Thema: Voyeurismus bzw. ekstatische Orgie. Nunmehr an die Gegenwart angedockt, von Welther reloaded.