Volkmar Käppl: So weit so gut
Sonderausstellung im PhantastenMuseum Wien
Österreichisches Kulturzentrum im Palais Palffy
1010 Wien, Josefsplatz 6
Samstag, 1. Oktober 2011 bis Sonntag, 16. Oktober 2011
Eröffnung: Samstag, 1. Oktober 2011, 11 Uhr
Öffnungszeiten: Täglich 10 – 18 Uhr
Wer das Palais Palffy betritt, der hält bereits im Entree inne. Ein Fresko lenkt seinen Blick auf sich. Was sorgsam durchgeplant erscheint, hat sich im Verlauf der Arbeit entwickelt. Spontan und farbenkräftig ins Mauerwerk tätowiert. „Die Hochzeit des Figaro“, 1786 von Wolfgang Amadeus Mozart im Saal darüber als Oper uraufgeführt, wurde hier 2010 von Kurt Welther bildnerisch interpretiert. Sein ehemaliger Lehrer an der Akademie, Professor Anton Lehmden, hat das Werk bereits ausgiebig gelobt. So weit so gut.
Gegenstand der Sonderausstellung im Palais Palffy ist das malerische Werk von Kurt Welther. In einer Bandbreite von der Pracht des Unscheinbaren bis zur Ekstase des bacchantischen Gelages. Sinnlichkeit und Atmosphäre sind es zunächst, die auf den Betrachter wirken. Was vorerst klar erscheint, lässt weiten Raum für Denkbares. „Bilder lösen etwas aus, was man mit der Sprache nicht vermag“, bestätigt Welther. Assoziationen durch den Betrachter zum Beispiel. Und in jedem Menschen wohl verschiedenartige, abhängig von seinem Erlebnishintergrund. Von der Malerei zur Philosophie sozusagen.
Was den Maler bewegt, das zeigt er uns in seinen Bildern. Persönliches und Soziales, Genussvolles und Beachtenswertes etwa. Bestimmte Themen greift Welther immer wieder auf, die sich als Werkreihen durch sein Oeuvre ziehen. Nicht unbedingt einem Thema allein sind die Bildinhalte gewidmet, so kommt es auch zu einer Kombination von Themen.
Vordergründig mit einem menschlichen Grundbedürfnis beschäftigt sich die Werkreihe „Essen“. Was ein lukullischer Genuss sein mag, wird bei Welther auch zu einem optischen. Doch auch die soziale Komponente kommt ins Spiel. Durch einen Gegenstand, den man im Haushalt extrem vermisst, wenn man ihn nicht hat: Den Tisch. „Ein Zentrum bildend, wirkt er verbindend und die Gemeinsamkeit fördernd“, bemerkt Welther.
Das Feierliche charakterisiert die Werkreihe „Fest“. Vielfältig ist seine Ausprägung: Von der heiteren Tafelrunde über die Ehrung des verdienten Kameraden bis zum traurigen Abschied aus dem irdischen Dasein reicht seine Thematik. Allerdings: So rauschend das Fest auch sein mag, unterschwellig scheint bei Welther auch immer etwas Gesellschaftskritisches durchzublitzen. Sei es die vielleicht allzu große Unbekümmertheit, der möglicherweise zweifelhafte Hintergrund der Ehrung oder die mitunter starre Maske der Anteilnahme, die zum Nachdenken veranlassen.
Den Menschen in seiner naturgegebenen Art zeigt die Werkreihe „Akt“. Meist präsentieren sich die Porträtierten in der Vertrautheit ihrer häuslichen Umgebung. Dabei stechen ihre Natürlichkeit und ihre Präsenz besonders hervor. Weniger der Reiz der Nacktheit, mehr die unverstellte Unmittelbarkeit der Person und die Ästhetik des menschlichen Körpers stehen im Vordergrund.
Turbulenter zur Sache geht es in der Werkreihe „Hommagen“. Sex and Crime, Voyeurismus und ekstatische Orgie sind wohl seit jeher der Stoff, der auch die Maler animierte. Persönlich viele Stunden vor den Originalen in aller Welt weilend, hat Welther die Kompositionen der alten Meister verinnerlicht. „Ich male gerne von der Trunkenheit, ich selbst muss jedoch dabei ganz nüchtern sein“, verrät der Künstler. Über 50 Bilder – beispielsweise nach El Greco, Goya, Botticelli, Tizian, Tintoretto, Caravaggio, Rubens, Waldmüller, Gauermann, Romako und Klimt – hat Welther auf seine Weise neu interpretiert. Quasi alte Meister reloaded.
Eine Hommage besonderer Art stellt die Werkreihe „Vater“ dar, in welcher der Künstler seine persönliche Verbindung zu einem Elternteil aufarbeitet.
Das gehäufte Auftreten der menschlichen Spezies ist Thema der Werkreihe „Gruppen“. Kommunikation und Interaktion zwischen den Figuren stellen ein – beinahe greifbares – Spannungsfeld her. Es könnte als Ausgangspunkt für Erzählungen genutzt werden. Welchen Unterschied es – allein optisch – macht, ob Personen einzeln oder in Gruppen oder gar – in welcher Kleidung auch immer – uniformiert auftreten, zeigt beispielhaft das Bild „D’accord“. In meist abstrahierterer Form beschäftigt sich die Werkreihe „Sequenzen“ mit der Verdichtung des Ähnlichen und erzielt damit starke Bildeffekte.
Die Natur und ihre großartigen Wesen haben den Künstler schon von Kindheit an fasziniert. In der Werkreihe „Tiere“ erinnert er uns oft humorvoll daran, dass die so manchem Tier zugeschriebenen Eigenschaften – geradezu infektiös – auf den Menschen übertragbar sein könnten. Als Beispiele seien nur der Esel, die Kuh oder das Wildschwein genannt. In der Werkreihe „Pflanzen“ rückt Welther zum Beispiel Archaien wie den Kürbis oder Heilende wie den Hollerbaum ins Zentrum. Hecken mögen begrenzend, schützend oder undurchdringlich sein. Wie Gedanken auch.
In Sprache geprägte Gedanken finden sich häufig als Schrift in Welthers Bildern. Muster von Walzen und Formen von Schablonen – jeweils eigens vom Künstler hergestellt – ergänzen harmonisch seine Malerei. Dass das Ackerland aus Buchstaben besteht (wie z.B. im Bild „Hitzeperiode“) oder die Grünkulisse aus gewalztem Muster (wie etwa im Bild „Siesta“), fällt oft erst bei genauerem Hinsehen auf.
„Bildfindungen“ nennt Welther Bilder, die in letzter Zeit – durch seine Hand – zueinander gefunden haben. Dabei werden – wie bei „Glaube – Laube“ – Werke unterschiedlicher Schaffensphasen und Größen aneinander gruppiert und in manch überraschenden Zusammenhang gebracht. Frisch und frech, könnte man sagen.
So weit so gut. Vom Maler Kurt Welther kann noch allerhand erwartet werden.